2 BAT-O IIa "Sächsische Geschichte und Volkskunde" (ISGV Dresden)

2 BAT-O IIa "Sächsische Geschichte und Volkskunde" (ISGV Dresden)

Arbeitgeber
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.10.2005 - 30.09.2007
Bewerbungsschluss
31.05.2005
Url (PDF/Website)
Von
PD Dr. Martina Schattkowsky

Am
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden

sind voraussichtlich zum 1.10.2005 zur Bearbeitung des durch die DFG geförderten Projekts „Ländlicher Alltag auf dem Weg in die Moderne. Sächsische und oberlausitzische Agrargesellschaften zwischen Rétablissement und 1. Weltkrieg (1763-1914)“ die Stellen

1 Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
für den Bereich Sächsische Landesgeschichte

1 Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
für den Bereich Volkskunde

für die Dauer von zwei Jahren zu besetzen. Die Verlängerung um ein weiteres Jahr ist abhängig von der Förderung durch die DFG.

Voraussetzungen: Abgeschlossenes Hochschulstudium jeweils im Fach Geschichte bzw. Volkskunde, Promotion erwünscht, Erfahrungen in der wissenschaftlichen Arbeit, wenigstens ein Forschungsschwerpunkt in der Erforschung der ländlichen Gesellschaft. Dienstort ist Dresden.

Aufgaben: Gemeinsame Bearbeitung des genannten Forschungsprojekts

Projektbeschreibung:
Im Königreich Sachsen sind die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts und die parallel verlaufende „Industrialisierung der Landwirtschaft“ in komplexer Weise miteinander verbunden. Man kann sie als komplementäre Entwicklungsstränge desselben fundamentalen historischen Umbruchs beschreiben.
Doch während für das Königreich Sachsen die industrielle Revolution, die bürgerlichen Agrarreformen und die Unruhen und Revolutionen von 1790, 1830/31 und 1848/49 – die jeweils auch als Zäsuren für die historische Entwicklung ländlicher Räume des Kurfürstentums/Königreiches tragfähig sind – als mehr oder minder gut untersucht gelten können, gilt dies für die Sozialgeschichte des ländlichen Alltags des 19. Jahrhunderts keineswegs. Auch die agrarwirtschaftlich-strukturellen Rahmenbedingungen, deren an Brüchen so reiche Entwicklung das 19. Jahrhundert entscheidend geprägt hat, sind bisher lediglich in ersten Ansätzen erforscht.
Diesem Desiderat will sich das Forschungsprojekt widmen. Es will untersuchen, wie sich der historische Wandel vollzog von einer am Ende des 18. Jahrhunderts zwar differenzierten, aber insgesamt noch weitgehend feudal geprägten ländlichen Arbeits- und Lebenswelt hin zu Agrargesellschaften, die an der Wende zum 20. Jahrhundert auf den Binnen- aber zunehmend auch auf Exportmärkte ausgerichtet waren, die im Güter-, aber auch im bäuerlichen Bereich einem Agrarunternehmertum verpflichtet waren, die sich weitgehend auf freie Lohnarbeit stützten, die deutliche Tendenzen einer „Verbürgerlichung“ zeigen, kurz: die sich sichtlich auf dem Weg in die Moderne befanden.
Dabei stehen ländliche Alltagspraktiken sowie ihre soziale Zuordnung und kulturelle Entschlüsselung im Mittelpunkt. Im Kern geht es also um den Zusammenhang von kultureller Semantik und sozialer Ordnung im ländlichen Bereich und um deren Wandel in den gesellschaftlichen Umbrüchen des 19. Jahrhunderts. Um soziales Handeln angemessen beschreiben zu können, werden fünf Aktionsfelder benannt, auf denen sich solches Handeln in Agrargesellschaften des 18. und 19. Jahrhunderts vollzog und für die es am sächsischen Beispiel untersucht werden soll: lokale Herrschaftspraxis und ihre Wahrnehmung; ländliche Konfliktkultur; familiale Strategien/soziale Reproduktion/bäuerliche Besitzweitergabe; Selbstverständnisse und Mentalitäten ländlicher Schichten; soziale und kulturelle Aspekte ländlicher Ökonomien.
Das Projekt hat der inneren Strukturiertheit der sächsischen Agrarverhältnisse Rechnung zu tragen, ist also regional vergleichend anzulegen. Deshalb werden exemplarisch gut überlieferte Herrschaftskomplexe in den sächsischen Kernlanden bzw. in der sächsischen Oberlausitz ins Zentrum der Untersuchung gestellt. Der Arbeits- und Zeitplan sieht vor, je einen der beiden regionalen Schwerpunkte der Untersuchung einem der beiden Projektmitarbeiter zuzuordnen.
Neben schriftlichen Quellen des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden und seiner Außenstelle Bautzen werden die auf Sachsen bezogenen Ergebnisse der sog. Mannhardt-Befragung von 1865 ebenso in die Untersuchung einbezogen, wie Printmedien des 19. Jahrhunderts und die Resultate der frühen und qualitätvollen staatlichen Statistik des Königreiches Sachsen.